Definition und Bedeutung von Prolongation
Prolongation bezeichnet in der Kreditwirtschaft die Verlängerung der Laufzeit eines Darlehens über den ursprünglich vereinbarten Zeitraum hinaus. Dieser Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „Verlängerung“. In der Praxis wird die Prolongation häufig bei Immobilienfinanzierungen angewendet, wenn die Zinsbindung des ursprünglichen Darlehens endet, aber der Kredit noch nicht vollständig zurückgezahlt wurde.
Die Prolongation ist eine Option, die sowohl für den Kreditnehmer als auch für den Kreditgeber Vorteile bieten kann. Für den Kreditnehmer bietet sie die Möglichkeit, die Kreditlaufzeit zu verlängern, ohne einen neuen Kredit aufnehmen zu müssen. Für den Kreditgeber bietet sie die Möglichkeit, eine bestehende Geschäftsbeziehung fortzusetzen und weiterhin Zinseinnahmen zu generieren.
Prozess und Bedingungen der Prolongation
Der Prozess der Prolongation beginnt in der Regel einige Monate vor dem Ende der Zinsbindungsfrist des ursprünglichen Darlehens. Der Kreditgeber informiert den Kreditnehmer über das bevorstehende Ende der Zinsbindung und bietet ihm die Möglichkeit einer Prolongation an. Dabei werden die Konditionen für die Verlängerung des Darlehens ausgehandelt, insbesondere der neue Zinssatz und die neue Laufzeit.
Die Bedingungen für die Prolongation können von den Bedingungen des ursprünglichen Darlehens abweichen. Der neue Zinssatz wird in der Regel anhand der aktuellen Marktzinsen festgelegt. Wenn die Marktzinsen seit der Aufnahme des ursprünglichen Darlehens gestiegen sind, kann der neue Zinssatz höher sein als der ursprüngliche. Wenn die Marktzinsen gesunken sind, kann der neue Zinssatz niedriger sein.
Beispiele und Alternativen zur Prolongation
Ein typisches Beispiel für eine Prolongation ist die Verlängerung eines Hypothekendarlehens. Ein Kreditnehmer hat vor zehn Jahren ein Hypothekendarlehen mit einer Zinsbindung von zehn Jahren aufgenommen. Nun läuft die Zinsbindung aus, aber der Kreditnehmer hat das Darlehen noch nicht vollständig zurückgezahlt. Der Kreditgeber bietet ihm eine Prolongation an, d.h. eine Verlängerung des Darlehens um weitere zehn Jahre zu einem neuen Zinssatz.
Eine Alternative zur Prolongation ist die Umschuldung. Dabei nimmt der Kreditnehmer einen neuen Kredit auf, um den alten Kredit vollständig zurückzuzahlen. Die Umschuldung kann sinnvoll sein, wenn der Kreditnehmer bei einem anderen Kreditgeber bessere Konditionen erhält als bei der Prolongation. Allerdings ist die Umschuldung mit zusätzlichen Kosten verbunden, z.B. für die Bewertung der Immobilie und die Eintragung der neuen Hypothek im Grundbuch.
Insgesamt ist die Prolongation ein wichtiges Instrument in der Kreditwirtschaft, das sowohl für Kreditnehmer als auch für Kreditgeber Vorteile bieten kann. Sie ermöglicht eine flexible Anpassung der Kreditlaufzeit an die individuellen Bedürfnisse und finanziellen Möglichkeiten des Kreditnehmers. Gleichzeitig bietet sie dem Kreditgeber die Möglichkeit, eine bestehende Geschäftsbeziehung fortzusetzen und weiterhin Zinseinnahmen zu generieren.