Definition und Grundlagen des Negoziationskredits
Ein Negoziationskredit ist eine spezielle Form des Akkreditivs, das in der internationalen Handelsfinanzierung verwendet wird. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen „negotium“, was Geschäft oder Handel bedeutet, und „credere“, was glauben oder vertrauen bedeutet. Im Kontext der Kreditwirtschaft bezeichnet ein Negoziationskredit ein Zahlungsversprechen einer Bank gegenüber einem Exporteur (Begünstigten), das auf Anweisung des Importeurs (Auftraggebers) ausgestellt wird.
Im Gegensatz zu anderen Formen von Akkreditiven, bei denen die Bank nur als Vermittlerin auftritt, übernimmt die Bank bei einem Negoziationskredit eine aktivere Rolle. Sie geht eine Verpflichtung ein, die Forderungen des Exporteurs zu „negotieren“, d.h. sie zu kaufen oder zu finanzieren, bevor sie vom Importeur beglichen werden. Dies geschieht in der Regel durch Diskontierung der Wechsel oder Rechnungen des Exporteurs.
Funktionsweise und Anwendung des Negoziationskredits
Der Negoziationskreditprozess beginnt, wenn der Importeur seine Bank bittet, ein Akkreditiv zu Gunsten des Exporteurs auszustellen. Die Bank des Importeurs sendet das Akkreditiv an die Bank des Exporteurs, die als „negotiating bank“ bezeichnet wird. Sobald der Exporteur die Waren versendet und die entsprechenden Versanddokumente vorlegt, kauft die negotiating bank diese Dokumente und zahlt den Exporteur aus. Die Bank holt sich dann das Geld vom Importeur oder dessen Bank zurück.
Ein Negoziationskredit bietet sowohl dem Exporteur als auch dem Importeur Vorteile. Für den Exporteur bietet er die Sicherheit, dass er für seine Waren bezahlt wird, sobald er die Versanddokumente vorlegt. Er muss nicht darauf warten, dass der Importeur die Waren erhält und die Zahlung leistet. Für den Importeur bietet ein Negoziationskredit die Sicherheit, dass die Zahlung nur dann erfolgt, wenn die Versanddokumente den Bedingungen des Akkreditivs entsprechen.
Beispiel für einen Negoziationskredit
Angenommen, ein deutscher Maschinenhersteller verkauft eine Maschine an einen Kunden in China. Der chinesische Kunde bittet seine Bank, ein Akkreditiv zu Gunsten des deutschen Herstellers auszustellen. Die chinesische Bank sendet das Akkreditiv an die deutsche Bank des Herstellers.
Sobald der Hersteller die Maschine versendet und die entsprechenden Versanddokumente vorlegt, kauft die deutsche Bank diese Dokumente und zahlt den Hersteller aus. Die deutsche Bank holt sich dann das Geld von der chinesischen Bank zurück.
In diesem Beispiel bietet der Negoziationskredit dem deutschen Hersteller die Sicherheit, dass er für seine Maschine bezahlt wird, sobald er die Versanddokumente vorlegt. Er muss nicht darauf warten, dass der chinesische Kunde die Maschine erhält und die Zahlung leistet. Gleichzeitig bietet der Negoziationskredit dem chinesischen Kunden die Sicherheit, dass die Zahlung nur dann erfolgt, wenn die Versanddokumente den Bedingungen des Akkreditivs entsprechen.